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Jahresbericht 2015

 
 

Johar1, liebe Freunde, Gönner und Spender,

20 Jahre Asha Vihar (1995 – 2015),

was für arbeitsreiche und schöpferische Jahre, aber auch schwierige und turbulente Zeiten! Unsere Jahresberichte, die Chronik Asha Vihars und unsere Filme zeigen diese wechselvolle Geschichte des Projekts.

Von jeher gab es in Asha Vihar Zeiten des Wandels und Perioden der Konsolidierung. 2015 wird, vielleicht klarer erst später im Rückblick, als Jahr eines Umbruchs in die Geschichte Asha Vihars eingehen. Wegen der einschneidenden Ereignisse in und um Asha Vihar ist der diesjährige Jahresbericht wesentlich umfangreicher geworden als in den Vorjahren.

Am 10. Juni 2015 wurde Dr. Binoy Singh auf einer nächtlichen Rückkehr ins Projekt kurz vor den Toren Asha Vihars ermordet. Wir berichteten auf unserer Webseite davon. Er kannte dieses Risiko und hat es von vornherein bewusst in Kauf genommen, ohne ihm auszuweichen. Damit ging in Asha Vihar die Ära Binoy nach sieben Jahren gewaltsam zu Ende. Binoy füllte die Lücke aus, die ich hinterlassen hatte, nachdem ich von 1995 an dort gelebt hatte und 2006 durch unsere Familiengründung wieder nach Deutschland zurückgekehrt bin.

Binoy fiel geradezu vom Himmel: der richtige Mann zum richtigen Zeitpunkt. Denn das Schwellenland Indien wandelte sich: Arbeits- und Sozialrechte, Verordnungen und Regulationen griffen fast explosiv auch auf Asha Vihar über, zumal es als gemeinnützige NGO im besonderen Fokus der Behörden steht. Binoy, in Deutschland als Ingenieur und Manager ausgebildet, war dafür genau der Mann fürs Grobe und fürs Feine. Akribisch tüftelte er an Arbeitsplänen, Zeiterfassung, Gehaltsstrukturen und sozialen Versicherungen der Arbeiter. Er managte die staatlichen Vorgaben für das Krankenhaus und schützte in seiner unbestechlichen, kompromisslosen und diplomatischen Art das Projekt vor jeder Form von Korruption – kein leichtes und ungefährliches Unterfangen in dieser Region. Manchmal sogar ein tödliches.

Das war professioneller Stil.

So sehr dies die Arbeits- und Rechtswelt Asha Vihars änderte – das Projekt blieb im übrigen das gleiche: weder die Maximen noch die Medizin noch der Hintergrund in Deutschland änderten sich: die gesamte Organisation, Verwaltung und Akquise von Spenden blieben so wie sie immer waren, d.h. die Arbeit von vielen ehrenamtlichen Helfern und das Geld von ungezählten Gönnern.

Asha Vihar blieb ferngesteuert und fernfinanziert von Deutschland.

Doch die Lücke durch Binoys Tod in Indien blieb. Über Monate hinweg waren wir ratlos und wussten nicht, wer sie schließen könnte. Von wem kann man erwarten, dass er dorthin geht und so etwas macht? Die notwendigen Bedingungen dafür sind fachliche Kompetenz, Toleranz gegenüber klimatischer Härte und indischer Mentalität, Akzeptanz einfachster Lebensweise und die Bereitschaft rund um die Uhr verfügbar zu sein. Und das als Austausch zum sicheren, kultivierten Deutschland. Kann und darf man vor diesem Hintergrund überhaupt für diesen Posten werben und suchen? Oder muss man darauf hoffen, dass jemand von sich aus (wie schon Binoy) darin seine Aufgabe sieht?

Und so kam es tatsächlich!

Birgit Eißner (Ethnologin, M.A.) und Andreas Reimer-Burger (Musiker, Komponist von Filmmusik, Geschäftsführer eines kleinen Unternehmens) kannten Asha Vihar von Freunden, besuchten uns in Indien, lernten dort noch Binoy kennen – und fanden, dass Asha Vihar ein großartiges Projekt sei. Sie entwickelten, jeweils von ihren eigenen Fachgebieten her, Vorstellungen für ein Netzwerk zu anderen gleichgearteten Organisationen und Konzepte für ein zusätzliches Fundraising. Und sie waren bereit an Binoys Stelle zu treten, pendelnd zwischen Asha Vihar in Indien und ihren Familien in Deutschland.

Das Neue: Seit 20 Jahren werden erstmals zwei deutsche Mitarbeiter für längere Zeit in Asha Vihar arbeiten – gegen Bezahlung, denn beide werden dazu ihre bisherigen Berufe hier in Deutschland aufgeben müssen. Das klingt für Asha Vihar und die Johar Gesellschaft wie ein Stilbruch. Ist es auch – aber ein notwendiger. Die Verhältnisse seit der Gründung Asha Vihars, wo sich die Formalitäten in für Laien überschaubaren Grenzen hielten und nahezu ausschließlich Zupacken auf allen Ebenen erforderlich war (und ausreichte), haben sich geändert. Heute funktioniert Asha Vihar wie ein mittelständisches Unternehmen mit 60 Mitarbeitern, einem Krankenhaus, einer Poliklinik und einem Waisendorf mit allen oben aufgeführten Kriterien des Managements zur Bewältigung der sozialen, rechtlichen und ökonomischen Anforderungen.

Um die Gegenwart und Zukunft Asha Vihars zu sichern, bedarf es einer professionellen Verbindung zu den staatlichen indischen Behörden und ihren Anforderungen an das Krankenhaus, sowie eines modernen Fundraisings und ständig aufrechterhaltenen Netzwerks zu Organisationen, die vergleichbare Ziele haben.

Das kann keiner von uns. Wir haben andere Stärken, die wir auch unverändert für Asha Vihar einsetzen werden. Denn wie in der Ära Binoy wird es auch weiterhin bei dem Arbeitsbereich der vielen ehrenamtlichen Helfer und freigiebigen Spender bleiben. Dem beibehaltenen, über 20 Jahre bewährten Konzept wird „lediglich“ ein hauptamtliches Management aufgepfropft, das wie eine Geschäftsführung vor Ort funktioniert, beraten und kontrolliert vom Vorstand unserer Johar Gesellschaft.

Die Kosten für das Projektmangement in Indien sollen sich spätestens ab 2017 durch das neue, von Birgit Eißner geschaffene, Online-Fundraising selbst tragen. Nur das Jahr 2016 muss also im Sinne einer Anschubfinanzierung geschultert werden. Das kluge und wirtschaftliche Management von Binoy hat uns Reserven zurücklegen lassen, mit denen wir diese finanzielle Lücke 2016 schließen können, so dass die Ausgaben schon jetzt dadurch gedeckt sind.

Keine Tradition ohne Wandel!

Es sollte uns nicht irritieren, sondern vielmehr beruhigen, dass wir den unausweichlichen Anforderungen der sich in Richtung auf die westlichen Staaten entwickelnden indischen Gesellschaft durch hauptamtliches Management auch in Zukunft gewachsen sind.

Wir sehen dazu keine echte verantwortliche Alternative und in der aktuellen Lösung eine glückliche Fügung.

Nun zum Alltag in Asha Vihar im abgelaufenen Jahr 2015.

Medizin
Wie immer bestand unsere Basisarbeit in der Versorgung der ambulanten Patienten in der Poliklinik (in Asha Vihar Clinic genannt) und der stationären im Krankenhaus (Johar Hospital). Die Nachfrage der Patienten ist so konstant, dass auch der Samstag wieder als voller Arbeitstag eingeführt wurde. Die Zahl der ambulant und stationär versorgten Patienten blieb gleich.

Das orthopädische OP-Camp fand wieder im Januar/Februar statt und wurde von allen Beteiligten als das harmonischste aller bisherigen Einsätze bezeichnet. Alles lief reibungslos und ruhig und dennoch wurden an neun Tagen 44 Kinder (61 Eingriffe) operiert. Bei den Sachkosten für die Operationen hat uns wie im letzten Jahr wieder eine Berliner Stiftung geholfen. Es war erneut ein großes Team (17 Mitarbeiter), das die Operationen, die Stationen und die Nachbetreuung bewältigte. Sie alle waren durch den nachfolgenden Tod Binoys erschüttert, entschieden sich aber dennoch, im kommenden Jahr wieder am OP-Einsatz teilzunehmen. Allerdings sind wir zunächst zurückhaltend und werden 2016 die Zahl der Eingriffe wohl kleiner halten und dementsprechend das Team reduzieren.

Gebäude
Der Lauf der Zeit, insbesondere die hohe Belastung in den Monsunperioden hat unseren Gebäuden zugesetzt. Wir mussten deshalb in einer umfassenden Aktion an allen Gebäuden größere Reparaturen durchführen bis hin zu einem komplett neuen Dach auf dem Hauptwohngebäude. Jetzt ist alles wieder dicht und schön.
Im Übrigen kann man die Häuser nur noch sehen, wenn man unmittelbar davorsteht, ein Rundblick ist nicht mehr möglich. Ganz Asha Vihar ist eingebettet in die inzwischen hochgewachsenen Baumreihen. Als für den neuen Film von Asha Vihar ein Überblicksbild gebraucht wurde, half selbst eine Drohne nicht weiter: auch von oben ist nichts als Bäume und dazwischen ein paar Dächer zu sehen. Wer sich ein Bild von der Anlage machen will, muss auf nostalgische Fotos der Gründerjahre zurückgreifen, wo alles noch kahl war und brach lag.

Kinder
Die im letzten Jahr angekündigten Computerkurse sind umgesetzt worden: Wir haben eine Computerschule mit 20 PCs und einem fest angestellten Lehrer. Die Kurse laufen täglich, die Teilnehmer kommen aus den eigenen Reihen unserer Kinder und aus den umliegenden Dörfern. Durch den zertifizierten Abschluss eröffnet sich für viele eine neue Arbeitsperspektive.

Dulali und Aheliya (mit vier und fünf Jahren in unser Waisenhaus gekommen) haben in diesem Sommer eine vierjährige Schwesternausbildung in Südindien begonnen, um danach in unserem Hospital zu arbeiten.

Anita, eines unserer ersten Waisenkinder, die jetzt 20 Jahre alt ist, hat nach dreijährigen Bemühungen nun doch eine Praktikantenstelle auf der Basis einer Bundesfreiwilligendienstlerin für ein Jahr hier in Deutschland in der Heideschule Schwanewede bekommen! Sie wird ihr Praktikum Anfang des Jahres 2016 antreten, wohnen wird sie bei uns zu Hause.

Zwanzig Jahre Asha Vihar heißt auch zwei Jahrzehnte aufopferungsvoller ehrenamtlicher Hilfe an allen Fronten des Projekts:

  • die Organisation der Vorträge (seit 1995 über 700) und die Pflege der Webseite von der Pfalz aus,
  • die akribische Buchhaltung der Finanzen von Gesellschaft und Stiftung mit Verbindung zu Finanzamt und Stiftungsbehörde von unserem Büro in der Wedemark aus,
  • die Organisation der OP-Camps (OP-Materialien, Container, Tickets, Zoll, indische Ministerien) von Deutschland und Indien aus,
    regelmäßige Verkaufsstände in der Pfalz,
  • die Arbeit in Asha Vihar selbst mit Volontärdiensten, Ingenieurleistungen (Photovoltaik und Informatik) und in den OP-Camps durch Teilnehmer aus Deutschland, der Schweiz, Österreich und Tschechien,
  • die Betreuung der Schüler in Asha Vihar durch Freunde aus Deutschland und Belgien.

Vor allem aber sind Sie es, die als treue Spender seit zwanzig Jahren an der Seite Asha Vihars stehen. Ihnen gilt unser ganzer Dank und voller Respekt!! Ohne Sie stünde in Asha Vihar kein Stein auf dem anderen, es wäre kein Waisenkind untergebracht und keinem Patienten geholfen worden.

Der Jubiläumsgruß geht an alle Helfer, Spender und Gönner!

Bleiben Sie an unserer Seite!

Denn was wäre Asha Vihar ohne seine Helfer, Gönner und Freunde? Das mögen wir uns gar nicht vorstellen.

Von ganzem Herzen Dank!

Claudia Zechel

P.S. Im Laufe des Jahres 2016 wird für das neue Online-Fundraising die Webseite www.ashavihar.com gestartet. Kontakt mit den Initiatoren kann dann über die E-Mailadresse info@ashavihar.com aufgenommen werden. Auf der weiterbestehenden Webseite www.johar.de wird darauf hingewiesen, wenn www.ashavihar.com verfügbar ist

1„Johar“ bedeutet „Willkommen“ in der Sprache der Adivasi, der Volksstämme Indiens.

 

PS:
Nach dem neuen Spendenrecht können Sie nun statt 5% bis zu 20% Ihres Einkommens spenden. Spendenbescheinigungen versenden wir für Beträge über 200 Euro. Für Spenden bis einschließlich 200 Euro erkennen die Finanzämter seit dem 1.1.2007 Ihren Überweisungsbeleg mit dem Vermerk „Spende“ bzw. eine Kopie Ihres Kontoauszuges als Spendennachweis an. Sollten Sie eine Bescheinigung für einen kleineren Betrag wünschen, so vermerken Sie dies bitte auf Ihrer Überweisung oder setzen Sie sich mit uns in Verbindung. Dafür brauchen wir unbedingt Ihre komplette Anschrift!

Johar gemeinnützige Gesellschaft für ganzheitliche medizinische Versorgung, Rehabilitation, Fürsorge und Entwicklung mbH
Geschäftsführung:

Claudia Zechel (Projektleiterin Asha Vihar)
 
Büro Deutschland:
Doris Ratz - Masurenweg 27 - 30900 Wedemark –
Tel. 05130 / 92 86 980, Fax 05130 / 92 86 976 - buero@johar.de

Auskünfte, Vorträge und Infomaterial
Doris Pazolt - Grünstadter Straße 88 - 67283 Obrigheim -
Tel. 0 63 59 / 68 12, Fax 96 11 41 - info@johar.de   

Auskünfte und Infomaterial
Martina Braun-Zweck - Sebastianstraße 14 - 92224 Amberg -
Tel. 0 96 21 / 97 01 00, Fax 97 01 02

Spendenkonten:
Commerzbank AG - Berlin
BLZ 100 800 00 - Konto 0787301300
IBAN: DE09 1008 0000 0787 3013 00    SWIFT-BIC: DRES DE FF

Raiffeisen-Volksbank Delmenhorst Schierbrock e.G. -
BLZ 280 671 70 - Konto 161963200
IBAN: DE53 2806 7170 0161 9632 00    SWIFT-BIC: GENO DE FIGSC

Stiftungskonto:
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BLZ 672 300 00 - Konto 2 938 259
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