Maxime

 
Rollstuhl

Unsere Arbeit hat uns gezeigt: Effektives Helfen kann nicht nur auf eine Ebene beschränkt sein. Wir bemühen uns demnach, nicht nur medizinisch zu helfen, sondern auch die Menschen in der Harmonie mit ihrem Umfeld — dessen Gegebenheiten und Notwendigkeiten — zu bestätigen.

Dabei ist es uns besonders wichtig, das Ursprüngliche und Traditionelle zu respektieren, zu wahren und zu fördern. Also nicht ein bewährtes Gleichgewicht zu destabilisieren, und nicht voreilig unsere Maßstäbe und Wertungen anzusetzen.
Demnach wollen wir möglichst nicht eingreifen, manipulieren oder ersetzen, sondern integrieren und mit dem Gegebenen eine Lösung finden.
Dazu gehört auch, dass wir uns nicht aufdrängen, wo wir nicht um Hilfe gebeten werden.



Diese Maxime hat 3 Leitprinzipien:
 

I. Ganzheitliche komplementäre Behandlung und Rehabilitation

Unser Handeln soll angepaßt sein an den gegebenen medizinischen Bedarf und die kulturelle Tradition. Wir wollen weder Bedürfnisse schaffen noch das System stören, sondern das intakte, gesellschaftliche und kulturelle Dasein unterstützen.

Daraus hat sich für uns ein neues Konzept von Gesundheit und Krankheit, Fürsorge und Vorsorge, und deren Wege und Mittel ergeben.

Dogmen schließen sich dadurch aus. Uns ist alles willkommen, was hilft. Wir kombinieren komplementäre Therapien wie Traditionelle Chinesische und Indische Medizin, Homöopathie und ansässige Heilmethoden mit Schulmedizin.


II. Optimieren durch Minimieren

Mangel ist bei den Adivasi ein Grundzustand. Er zwingt uns zum Reduzieren — und damit zum Optimieren. Mangel als Zwang sich einzugrenzen hat uns geholfen, uns auf das Wesentliche zu konzentrieren, für alte Werte neue Ansätze zu finden.

Es gilt, die ausgewogene Chaosordnung eines traditionellen Zustandes sowie das Bestehende zu wahren und nicht vorschnell durch etwas eindimensional Kurzsichtiges zu ersetzen.

Wir suchen für die hiesigen Probleme keine komplexen, modernen (und oft teuren und invasiven) Standardlösungen - sondern nach integrierbaren und angepaßten Maßnahmen.

Unser Credo ist rücksichtsvolles, zurückhaltendes und minimales Handeln.
So haben wir beispielsweise bei Operationen die Eingriffe auf das unter diesen Gegebenheiten Wesentliche reduziert und neuentwickelt — und sind damit erfolgreicher geworden. Wir importieren so wenig wie möglich, seien es Materialien, Technik, Hilfsgeräte, Ideen oder Fachleute.


III. Tradition - nicht Invasion

Wir wollen nicht zerstören und wieder neu aufbauen, sondern durch Maßnahmen zum Erhalt von Harmonie und Wohlergehen beitragen.
Im Kern unseres Interesses stehen die Adivasi, die Urbevölkerung Indiens.

Wir möchten diese Kultur schützen und fördern. Diese Beziehung ist nicht einseitig. Auf unserer Suche nach verbesserten Lösungsansätzen haben wir selbst viel von ihnen gelernt: von ihrer Ursprünglichkeit, ihren klaren Wahrheiten und von ihrem Respekt für alles Vorhandene.

Das setzen wir auch in unserer Arbeit um. So steht z.B. unsere Geburtshilfe in enger Zusammenarbeit mit traditionellen Hebammen; beim Bauen ergänzen wir die traditionelle Lehmtechnik mit Zement; für Kampagnenarbeit wählen wir Straßentheater, hier das ursprüngliche Medium, um Ideen zu verbreiten.

Wir wollen aufgreifen und ergänzen, nicht konkurrieren, da das System in seiner jetzigen Form durchaus harmonisch und geschlossen ist.